Trauer braucht Raum

Trauer, Verlust und Tod gehören untrennbar zum Leben – und doch werden sie in unserer Gesellschaft oft verdrängt, beschwiegen oder möglichst schnell „überwunden“. Viele Menschen fühlen sich in Zeiten der Trauer allein gelassen, missverstanden oder sogar gemieden. Genau darüber spreche ich in diesem Seelenwege Interview mit Martina Spiess – über Trauer, die anders ist, und über einen menschlicheren, ehrlicheren Umgang mit Verlust.

Martina Spiess begleitet Menschen in Trauer und weiß aus eigener Erfahrung, wie tiefgreifend Verlust das gesamte Leben erschüttern kann. Im Gespräch wird deutlich: Trauer ist kein Zustand, den man „abhaken“ kann. Sie ist ein Prozess – individuell, nicht linear und ohne Zeitlimit.

Warum Trauer in unserer Gesellschaft ein Tabuthema ist

Im Interview beschreibt Martina Spies, wie sie nach dem Tod ihres Mannes und später ihres Vaters erleben musste, dass viele Menschen schlicht nicht wussten, wie sie mit ihr umgehen sollten. Rückzug, Unsicherheit und gut gemeinte Floskeln prägten diese Zeit.

„Ich habe festgestellt: Da kann keiner mit umgehen. Die Leute wissen nicht, was sie mit dir machen sollen.“

Trauer passt nicht in eine leistungsorientierte Gesellschaft, die Funktionieren, Schnelligkeit und emotionale Kontrolle belohnt. Historische Konzepte wie das „Trauerjahr“ wirken bis heute nach: Man darf trauern – aber bitte still, privat und zeitlich begrenzt. Alles darüber hinaus macht unsicher.

Gut gemeint – aber oft verletzend

Einer der zentralen Punkte im Gespräch mit Martina Spiess ist der Umgang mit Sprache. Viele Sätze, die trauernden Menschen begegnen, sind gut gemeint – und dennoch schmerzhaft.

„Kein Trauernder, der sich schwach und verletzlich fühlt, will hören, wie stark er ist.“

Auch Fragen wie „Wie geht es dir?“ können überfordern, wenn es darauf keine ehrliche Antwort geben darf. Martina Spiess beschreibt, wie sehr sie sich stattdessen echte Präsenz gewünscht hätte: jemanden, der da ist, ohne etwas reparieren zu wollen.

Trauer ist Stress für Körper, Geist und Seele

Ein wichtiger Aspekt, den Martina Spiess in ihrer Arbeit betont, ist die körperliche Dimension von Trauer. Verlust wirkt nicht nur emotional, sondern erzeugt massiven Stress auf allen Ebenen.

„Trauer ist gnadenloser Stress für Körper, Geist und Seele. Und gegen diesen Stress darf und muss man auch etwas tun.“

Erschöpfung, Schlaflosigkeit, innere Unruhe oder emotionale Überforderung sind keine Schwäche – sie sind natürliche Reaktionen. Entlastung, Entspannung und kleine Rituale können hier stabilisierend wirken, ohne den Trauerprozess zu verdrängen.

Trauern ohne Zeitlimit – jeder Mensch trauert anders

Modelle wie die bekannten „fünf Phasen der Trauer“ können Orientierung geben, greifen aber nicht für jeden Menschen. Martina Spiess schildert sehr offen, dass sie sich darin selbst nicht wiedergefunden hat.

„Ich habe versucht, mich an diesen Phasen langzuhangeln. Das ging nicht.“

Trauer verläuft individuell. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“, kein festes Tempo und keinen Vergleichsmaßstab. Genau daraus ist Martinas Ansatz „Trauern – aber anders“ entstanden. Ihr Leitsatz: Gemeinsam statt einsam.

Kleine Rituale, die Halt geben können

Im Gespräch teilt Martina Spiess einfache, alltagstaugliche Rituale, die ihr selbst geholfen haben – nicht als Regeln, sondern als Einladungen:

  • Briefe an den Verstorbenen schreiben
  • Eine Kerze anzünden und bewusst innehalten
  • Musik hören, die verbindet
  • Zeichen wahrnehmen, etwa Federn beim Spazierengehen

„Für andere mag sich das kitschig anhören – für mich hat es sich richtig angefühlt.“

Diese Rituale schaffen Verbindung, erinnern daran, dass Trauer nicht isoliert erlebt werden muss, und öffnen Räume für Intuition und innere Wahrnehmung.

Leben, Tod und die Frage: Wer will ich wirklich sein?

Ein besonders berührender Teil des Interviews mit Martina Spiess ist der Blick auf das eigene Leben. Die Auseinandersetzung mit dem Tod verändert oft die Perspektive: Was ist wirklich wichtig? Wie möchte ich leben – und in Erinnerung bleiben?

„Ich habe zwei Drittel meines Lebens so gelebt, wie es erwartet wurde. Das, was jetzt kommt, ist mein Leben.“

Trauer kann – so schmerzhaft sie ist – auch zu Klarheit führen. Nicht als Sinngebung im Verlust, sondern als bewusste Entscheidung für ein authentisches Leben.

🎁 Martinas Geschenk: eine Stress lass nach Meditation

Am Ende des Seelenwege Interviews hat Martina Spiess ein Geschenk für alle Zuhörer:innen und Leser:innen mitgebracht:
eine Stress lass nach Meditation.

Diese Meditation ist nicht nur für Trauer gedacht, sondern unterstützt bei Stress – unabhängig davon, woher er kommt. Sie wirkt auf körperlicher, emotionaler und seelischer Ebene und kann helfen, wieder etwas mehr Ruhe und Halt zu finden.

👉 So erhältst du die Meditation:
Schreib Martina Spieß direkt eine E-Mail an
info.trauernaberanders@yahoo.com

Trauer braucht Raum, Präsenz und Menschlichkeit

Das Gespräch mit Martina Spiess macht deutlich: Trauer ist kein Problem, das gelöst werden muss. Sie braucht Raum, Zeit und echte Begegnung. Vielleicht beginnt Veränderung genau dort, wo wir aufhören, auszuweichen – und anfangen, einfach da zu sein.

Wenn dich dieses Thema berührt, lade ich dich ein, das Seelenwege Interview mit Martina Spiess zu teilen. Denn je mehr wir über Trauer sprechen, desto menschlicher wird unser Miteinander.